Nutzerzentrierung – Fokus auf die Zielgruppe

von Christian Rudolph 01.06.2025

News 8 Min. Lesezeit

Industrielle Maschinen haben trotz ihrer technischen Brillianz oft entscheidende Mängel bei der Zugänglichkeit ihrer Bedienoberflächen (HMIs). Dabei entscheidet nicht allein die Funktion der Maschine über den Erfolg der Produktion, sondern vor allem, wie gut sich das HMI im Alltag bedienen lässt. Nutzerzentrierung bedeutet: Der Mensch steht im Mittelpunkt – nicht das Produkt, nicht die Technologie, nicht der Prozess.

Dieser Artikel ist Teil der Serie Zukunftssichere HMIs.

Wer die Perspektive der Bediener:innen konsequent einnimmt, entwickelt nicht nur intuitivere Interfaces, sondern spart langfristig Kosten für Schulung, Support und Fehlerbehebung.

In einer Zeit, in der qualifizierte Fachkräfte knapp und Produktzyklen kurz sind, wird gute Usability zum echten Wettbewerbsvorteil. Sie steigert Effizienz, senkt Fehlerquoten – und macht Produkte erfolgreicher.

💡 Nutzerzentrierung ist entsprechend keine Zusatzleistung – sie ist ein zentrales Qualitätsmerkmal digitaler Industrieprodukte.

  • Was ist Nutzerzentrierung?
    • Fokus auf Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ziele der tatsächlichen Nutzer:innen
    • Beobachtung realer Nutzungssituationen
    • Design mit statt gegen die Menschen
  • Warum ist das im industriellen Umfeld besonders relevant?
    • Heterogene Nutzergruppen (Einrichter:innen, Bediener:innen, Instandhaltung etc.)
    • Unterschiedliche Erfahrungsstände & Belastungen
    • Hohe Anforderungen an Zuverlässigkeit & Sicherheit
  • Was passiert ohne Nutzerzentrierung?
    • Fehlbedienungen, Frust, deutlich längere Einarbeitungszeiten
    • Schulungsaufwand, Umgehungslösungen (Informelle Bedienung)
    • Der Mensch muss sich der Technik unterordnen
  • Was bringt Nutzerzentrierung konkret?
    • Kürzere Einarbeitung, weniger Stillstandszeiten
    • Weniger Supportbedarf
    • Zufriedene Nutzer:innen mit mehr Motivation bei der Arbeit
    • Höhere Akzeptanz = bessere Nutzung = besserer ROI

Um ein zukunftssicheres User Interface zu entwickeln, braucht es mehr als nur technologische Kompetenz – es erfordert vor allem einen Perspektivwechsel. Noch immer folgt die Gestaltung industrieller HMIs häufig einer reinen Produktsicht. Doch gerade in Umgebungen, in denen Effizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit entscheidend sind, ist ein nutzerzentrierter Ansatz alternativlos.

Nutzerzentrierung bedeutet, die Bedürfnisse, Anforderungen und Fähigkeiten der Bediener:innen konsequent in den Mittelpunkt des Gestaltungsprozesses zu stellen. Ziel ist es, HMIs zu schaffen, die intuitiv, effizient und angenehm zu bedienen sind – auch unter Stress, Zeitdruck oder im Schichtbetrieb. Dafür braucht es ein tiefes Verständnis der Nutzungssituation: In welchem Umfeld wird die Maschine bedient? Welche Aufgaben stehen im Fokus? Welche Herausforderungen und Ziele haben die Nutzer:innen?

Antworten liefert die Analyse des Nutzungskontexts, idealerweise durch teilnehmende Beobachtung und Interviews. Erst auf dieser Grundlage lassen sich die Funktionen des Interfaces gezielt auf die realen Anforderungen zuschneiden – statt sich auf Annahmen zu verlassen.

Ein bewährtes methodisches Vorgehen bietet die Norm DIN EN ISO 9241-210. Sie beschreibt vier zentrale Schritte für nutzerzentrierte Entwicklung:

  • Analyse des Nutzungskontexts
  • Ableitung der Nutzungsanforderungen
  • Entwicklung von Prototypen
  • Evaluation durch Usability-Tests

Im zweiten Schritt werden Benutzerrollen definiert, Aufgaben priorisiert und Bedienabläufe strukturiert. Mithilfe von Szenarien und User Stories wird das zukünftige Nutzungserlebnis bereits vor der Entwicklung greifbar. Darauf aufbauend entstehen klickbare Prototypen – z. B. mit Tools wie Figma –, mit denen typische Nutzungssituationen simuliert und getestet werden können. Besonders kritische Abläufe lassen sich so gezielt untersuchen. Die Ergebnisse der Usability-Tests fließen direkt in die Weiterentwicklung ein – in einem iterativen Verbesserungsprozess, der dafür sorgt, dass Bedienprobleme frühzeitig erkannt und behoben werden.

Der Nutzen dieses Ansatzes ist belegt – sowohl qualitativ als auch wirtschaftlich:

  • Geringere Einarbeitungszeiten
  • Weniger Bedienfehler = mehr Sicherheit & weniger Stillstände
  • Reduzierter Schulungs- & Supportaufwand
  • Höhere Akzeptanz und Produktivität

Vor allem im Wettbewerb um Fachkräfte zeigt sich: Ein intuitiv bedienbares System wird lieber genutzt. Wer dieselbe Bedienqualität wie von Consumer-Produkten gewohnt erwarten darf, akzeptiert auch neue Maschinen deutlich schneller. Nutzerzentrierung wirkt sich damit direkt auf die Wirtschaftlichkeit und Innovationskraft industrieller Produkte aus.

Gleichzeitig entsteht durch die intensive Auseinandersetzung mit realen Nutzerbedürfnissen ein zusätzlicher Mehrwert: Unternehmen erkennen frühzeitig Innovationspotenziale – etwa durch neue Bedienkonzepte, Assistenzfunktionen oder Vereinfachungen im Prozess.

Nicht zuletzt spielen auch emotionale Faktoren eine Rolle. Ein gutes HMI macht einfach mehr Freude bei der Nutzung – und dieser Effekt ist nicht zu unterschätzen. Zufriedenheit, Identifikation und Motivation steigen – ein nicht zu vernachlässigender psychologischer Wettbewerbsvorteil.

Wichtig: Gute Usability ist kein Beiwerk – sie ist die Grundlage für jedes erfolgreiche Interface. Ein attraktives Design kann Schwächen in der Usability nicht kompensieren. Umgekehrt wird gutes Design erst dann wirksam, wenn auch die Nutzung überzeugt. Im besten Fall ergänzen sich Form und Funktion – und machen das Interface zum echten Differenzierungsmerkmal.

Nutzerzentrierung ist kein Trend, sondern ein entscheidender strategischer Hebel für bessere Produkte – und motivierte Menschen an der Maschine.

Wie HELIO Nutzerzentrierung systematisch unterstützt

Die konsequente Ausrichtung auf Nutzer:innen ist anspruchsvoll – insbesondere unter Zeit- und Kostendruck. Genau hier setzt HELIO an: Als modulare UI-Plattform wurde HELIO von Grund auf so konzipiert, dass Usability nicht dem Zufall überlassen bleibt, sondern strukturell mitgedacht wird.

  • Erprobte UX-Komponenten: Statt jedes Mal bei null zu starten, greifen Applikatuere auf bewährte, nutzerfreundlich gestaltete UI-Bausteine zurück – inklusive Interaktionsverhalten, States und responsivem Layout.
  • Klares Designsystem: HELIO sorgt durch konsistente Gestaltungsprinzipien automatisch für eine einheitliche Nutzerführung – unabhängig von Gerät, Displaygröße oder Benutzerrolle.
  • Anpassbarkeit an Rollen & Kontexte: Interfaces lassen sich gezielt auf unterschiedliche Nutzer:innen zuschneiden – etwa Einrichter:innen, Bediener:innen oder Serviceteams.
  • Hohe Entwicklungs- & Testgeschwindigkeit: Durch integrierte Vorschaufunktionen und Konfigurationsmöglichkeiten können Ideen schnell visualisiert und mit realen Nutzer:innen getestet werden – ganz im Sinne von Rapid Prototyping für iterative Usability-Optimierung.

💡 HELIO entlastet Entwicklungsteams, weil es gute Usability standardmäßig mitliefert – und sie nicht bei jedem Projekt neu erfunden werden muss.

Fazit: Der Schlüssel zu erfolgreicher Bedienung

Nutzerzentrierung ist der Schlüssel zu erfolgreichen industriellen User Interfaces. Indem die Bedürfnisse und Arbeitsumgebungen der Nutzer:innen im Fokus stehen, entstehen intuitive, effiziente und sichere Bedienoberflächen. Das steigert Akzeptanz, Produktivität und langfristigen Erfolg.

Interne Quellen

HMI Projects Nutzungsorientierter Designprozess
Maßgeschneiderte Lösungen, die funktionieren und begeistern
hmi-project.com/de/services

Best Practice – Präsentation der UX-Expertise bei HMI Project
Informationen über Nutzerzentriertes Design und UX-Methoden.
hmi-project.com/services/hmiproject-bestpractice-de.pdf

So unterstützt HELIO Ihre Nutzerzentrierung
HELIO kommt mit intelligenten UX-Komponenten an Bord und sorgt für ein professionelles UX-Design
helio-hmi.com/de/features

Designsystem & UX-Pattern im HELIO Editor
Beschreibung des systematisch aufgebauten Designsystems und wie es gute UX ermöglicht.
docs.helio-hmi.com/docs/reference/design-system

UX-Komponenten in HELIO: Struktur, Verhalten, States
Übersicht über bereits gebrauchsfertige Komponenten, Interaktionen und Layouts.
docs.helio-hmi.com/docs/guides/modularity/components

Nutzerrollen & Benutzerkontext modellieren
Anleitung zur Anpassung von Interfaces an unterschiedliche Nutzergruppen.
docs.helio-hmi.com/docs/guides/access-control/define-hmi-user-roles

Rapid Prototyping & Usability-Tests mit HELIO
Funktionen für schnelles Testen und Iteration im Entwicklungsprozess.
docs.helio-hmi.com/docs/getting-started/build-your-first-hmi/preview-hmi

HMI Project Showreel
vimeo.com/850862118

Case Study „SIG CRUISER“ – Interface for SIG NEO Filling Lines
vimeo.com/649684352

HELIO Showreel
vimeo.com/883878257

FAQ Fridays #1: Was ist HELIO eigentlich?
vimeo.com/852495190

What makes HELIO unique?
vimeo.com/883907990

Externe Quellen

Ergonomie der Mensch-System-Interaktion - DIN EN ISO 9241-110
Interaktionsprinzipien zwischen einem Benutzer und einem System in allgemeiner Form
din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/naerg/veroeffentlichungen/wdc-beuth:din21

Jakob Nielsens „10 Usability Heuristics“
Zehn grundlegende, praxisnahe Gestaltungsprinzipien
nngroup.com/articles/ten-usability-heuristics

Methoden & Werkzeuge
Praxisorientierten Überblick über zentrale Methoden und Tools für nutzerzentrierte Gestaltung
germanupa.de/wissen/methoden-werkzeuge

Zertifizierter Usability Engineer
Weiterbildungsprogramm des Fraunhofer FIT
usability-ux.fit.fraunhofer.de/de/weiterbildung/usability-engineer.html



Dieser Artikel ist Teil der Serie:

Zukunftssichere HMIs – Erfolgsfaktoren für industrielle User Interfaces mit Weitblick

1. Nutzerzentrierung
Wer nicht das Produkt, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellt, bekommt nicht nur zufriedenere Nutzer:innen, sondern auch bessere Produkte.

2. Technologische Zukunftssicherheit
Webtechnologie ist führend – weil sie eine riesige Nutzerbasis, etablierte Standards und offene Schnittstellen bietet.
Weiterlesen

3. Prozess- und Ressourceneffizienz
Effiziente HMIs entstehen nicht durch Zufall – sondern durch klare Abläufe, passende Werkzeuge und gute Rollenverteilung.
Weiterlesen

4. Unabhängigkeit & Skalierbarkeit
Wenn Sie industrielle HMIs erstellen, sollten Sie sich nicht an Lieferanten oder Hardware binden. Unabhängigkeit ist der Schlüssel.
Weiterlesen

5. Es gibt nur ein Team
Erfolgreiche HMIs entstehen nicht durch Tools oder Technologie allein – sondern durch echte Zusammenarbeit.
Weiterlesen

6. Praxisverstand
Hier ist unsere ultimative Zutat für den Aufbau zukunftssicherer HMIs. Das Beste daran ist: Sie ist meistens werkseitig bereits eingebaut.
Weiterlesen

Christian Rudolph Management HMI Project

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